abstract
- Betrachtet man die wissenschaftlichen Bibliotheken der 22 einzelnen Gliedkirchen innerhalb der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) näher, so kommt man u.a. zu dem Befund, dass Archive und Bibliotheken häufig gemeinsame Verwaltungseinheiten bilden, wobei die Führung dieser Abteilungen in den einzelnen Landeskirchenämtern in der Regel in den Händen der wissenschaftlichen Archivare liegt. Bis zum Jahr 2009 gab es in der EKD lediglich in Hamburg (Nordelbische Kirchenbibliothek) und in Wuppertal (Hochschul- und Landesbibliothek) zwei Stellen des höheren Bibliotheksdienstes in kirchlich-wissenschaftlichen Bibliotheken. Eine dritte Stelle war 1969–1998 in der Evangelisch-lutherischen Kirche in Bayern an der Bibliothek der Augustana-Hochschule Neuendettelsau angesiedelt. Der Oberkirchenrat der Evangelischen Landeskirche in Württemberg unterhält innerhalb der EKD die größte theologisch-wissenschaftliche Spezialbibliothek mit gegenwärtig ca. 250.000 Bänden. Angesichts von Größe und Bedeutung der Landeskirchlichen Zentralbibliothek Stuttgart hat der Oberkirchenrat im Oktober 2009 eine Stelle des höheren Bibliotheksdiensts geschaffen, die mit einem Absolventen der Bayerischen Bibliothekschule München besetzt wurde. Parallel zur Stellenneubesetzung kam das bereits seit längerer Zeit geplante „Bibliothekskonzept“ zur Umsetzung, was neben der Unterstellung der zweitgrößten wissenschaftlichen Spezialbibliothek der Landeskirche in Stuttgart (Bibliothek des Hauses Birkach mit ca. 110.000 Bänden) unter die Dienstaufsicht der Zentralen Kirchlichen Bibliotheksstelle auch die Fortführung bereits eingeleiteter Modernisierungsmaßnahmen zum Ziel hatte. Das inhaltlich und technologisch zu reformierende landeskirchliche Bibliothekswesen steht damit vor der Herausforderung, strukturelle Veränderungen zeitgleich mit Reformen zu verknüpfen, die direkte Auswirkungen auf die Bibliotheksmitarbeiterinnen haben, darunter eine Reduzierung in Höhe von 3 Personalstellen. Zu fragen wäre hier insgesamt, ob, wie bzw. wie gut einerseits die bibliothekarische Ausbildung sowohl praktisch als auch theoretisch die junge Führungskraft auf diese Aufgabe vorbereitet hat und andererseits auf welche Weise der neue Dienstherr sie bei deren Umsetzung flankierend unterstützt. Angesichts der oben beschriebenen kleinen Zahl wissenschaftlicher Bibliothekare im kirchlichen Dienst stellt sich zudem die Frage nach der Integration der jungen Führungskraft in belastbare bibliothekarische Netzwerke.