Verbreitung von Open-Science-Praktiken und New Statistics im Jahrbuch Musikpsychologie: Eine bibliometrische Untersuchung Conference Poster uri icon

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  • Poster präsentiert auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie, 6.–8. Sept. 2024 in München. Poster presented at the annual conference of the German sosciety of music psychology, 6–8 Sept. 2024 in Munich, Germany.  Abstract aus dem Tagungsreader: / Abstract from the conference proceedings:  Das Jahrbuch der Deutschen Gesellschaft für Musikpsychologie (JBDGM) wird seit 1984 publiziert und ist seitdem das zentrale Publikationsorgan für die deutschsprachige Musikpsychologie. Seit der Gründung hat das Jahrbuch mehrere Verlagswechsel durchlaufen und wurde von verschiedenen Herausgeber*innen begleitet. Das zunächst als Reihe erschienene Jahrbuch wurde 2018 zu einem modernen Journal mit Online-First- und Open-Access-Publikationsmodell umgestellt.Bibliometrische Untersuchungen können Aufschluss über die Entwicklung eines Journals und der darin publizierten Paper geben. Unseres Wissens nach gibt es bisher nur eine bibliometrische Untersuchung im Bereich Musikpsychologie: Anglada-Tort und Sanfilippo (2019) untersuchten die Publikationen dreier englischsprachiger Musikpsychologie-Journals zwischen 1973 und 2017. Über deutsche oder deutschsprachige Journals dieses Fachbereichs – insbesondere über das JBDGM – gibt es noch keine ähnliche Untersuchung.Unter anderem durch die Replikationskrise in der Psychologie wurde in den letzten Jahren ein methodischer Wandel angestoßen: Weg vom dichotomen Verständnis der Inferenzstatistik auf der Basis des p-Werts hin zu einer transparenteren Wissenschaft und den sogenannten New Statistics (Cumming & Calin-Jageman, 2017). Bei den New Statistics liegt der Fokus statt des p-Werts auf Effektgrößen und Konfidenzintervallen. Dieser Wandel wird durch bibliometrische Analysen beobachtbar (siehe z. B. Giofrè et al., 2017, 2022). Zusätzlich sind Offenheit und Transparenz des Forschungsprozesses zunehmend in den Fokus gerückt und entsprechende Praktiken werden unter dem Begriff Open Science zusammengefasst. Hierzu gehören die Prä-Registrierung von Studien, um fragwürdige Forschungspraktiken vorzubeugen, sowie die freie Verfügbarkeit von Materialien und Forschungsdaten.Die aktuelle Untersuchung wurde prä-registriert (https://doi.org/10.17605/OSF.IO/NKQVX). Unter Zuhilfenahme eines Online-Fragebogens wurden die Artikel der Jahrgänge 22–32 (2012 bis einschließlich Juni 2024) des JBDGM vollständig kodiert. Neben den bibliographischen Angaben zu den jeweiligen Artikeln wurden Open-Science-Praktiken (Prä-Registrierung, öffentliche Materialien und Datensätze sowie Statements zur Förderung und zu Interessenkonflikten) und Angaben mit Bezug zu den New Statistics (Bericht von p-Werten, Effektgrößen und Konfidenzintervallen sowie Bestimmung der Stichprobengröße und Angaben zum Ausschluss von Datenpunkten oder Teilnehmenden) erhoben.Der finale Datensatz umfasst 79 Forschungsberichte, von denen 59 quantitativ-empirische Studien berichten. Hinsichtlich der beobachteten Open-Science-Praktiken konnte eine zunehmende Verfügbarkeit von Materialien und Forschungsdaten beobachtet werden. Prä-Registrierung hat jedoch noch keine Verbreitung gefunden: In keiner der Studien wurde berichtet, dass sie vor der Datenerhebung registriert worden ist. Die statistischen Methoden (Bericht von p-Werten, Konfidenzintervallen und Effektgrößen) haben sich über den beobachteten Zeitraum nicht maßgeblich verändert. Der Ausschluss von Daten wurde jedoch zunehmend häufig berichtet und seit Volume 28 ermittelten die Autor*innen auch die notwendige Stichprobengröße häufiger mittels z. B. Power-Analyse.Die Untersuchung gibt einen Einblick in die Entwicklung des JBDGM und macht besonders den Einzug von Open-Science-Praktiken beobachtbar. Die Ergebnisse können darüber hinaus als Grundlage für Entscheidungen über das JBDGM für die DGM und den Herausgeber*innen dienen.