abstract
- In der vorliegenden Arbeit wird der Frage nachgegangen, welche Gründe dazu führen, dass Promovierte sich für eine Karriere in der Wissenschaft entscheiden. Fokussiert wird sich dabei auf individuelle Faktoren und Kontextfaktoren. Untersucht werden dafür Promovierte aus dem deutschen Hochschul- und Wissenschaftssystem, für das die Frage eine besondere Brisanz hat, da hier die Promotion einen sogenannten „dual-use“ Charakter hat: Sie qualifiziert, anders als in anderen nationalen Hochschul- und Wissenschaftssystemen, auch für den außerakademischen Arbeitsmarkt. In der Vergangenheit wurden zwar einige Forschungen zur Erklärung der Karriereintention von Nachwuchswissenschaftler*innen durchgeführt, welche Faktoren das tatsächliche Karriereverhalten beeinflussen, ist dagegen bisher weniger gut erforscht. Um diese Forschungslücke zu verkleinern, wird als zu erklärende Variable der tatsächliche berufliche Verbleib ca. drei Jahre nach Promotionsabschluss gewählt. Im Zentrum der theoretischen Überlegungen steht die sozial-kognitive Laufbahntheorie, die um Theoriebausteine der Rational Choice Theorie, Signaltheorie und soziologischer Habitustheorie ergänzt wird. Folgende mögliche Determinanten werden daraus abgeleitet: Lernerfahrungen, Ergebniserwartungen, Beschäftigungsaussichten (Individualfaktoren), während der Promotion erbrachte Leistungen sowie das Promotionsfach und das soziale Netzwerk (Kontextfaktoren). Für die Operationalisierung der Individualfaktoren wird jeweils das Verhältnis zwischen der individuellen Einschätzungen bezüglich einer akademischen und außerakademischen Karriere mitberücksichtigt. So beinhaltet z. B. die Lernerfahrungen abbildende Variable die Information darüber, ob sich der/ die Promovierte durch die Promotionsphase besser auf eine Karriere innerhalb oder außerhalb der Wissenschaft vorbereitet fühlt. Untersucht werden die Daten des DZHW-Promoviertenpanels, in dem Promovierte des Prüfungsjahrgangs 2013/ 14 in jährlichen Abständen befragt werden. Die hier verwendeten Daten beinhalten die ersten drei Befragungswellen. Die für die Operationalisierung benötigten Variablen werden aus Fragen aller drei Wellen entnommen. Mithilfe einer logistischen Regression lässt sich der Einfluss folgender Variablen auf den Verbleib in der Wissenschaft aufzeigen: Die während der Promotion gesammelten Lernerfahrungen; die Erreichbarkeit in Interaktion mit der Wichtigkeit des Karriereziels, seinen eigenen Horizont zu erweitern (Ergebniserwartungen) sowie die Beschäftigungsaussichten und die Promotionsnote. Das Promotionsfach und die Qualität des sozialen Netzwerks scheinen ebenfalls Einfluss zu nehmen. Allerdings weisen die diesbezüglichen Ergebnisse ein hohes Maß an Unsicherheit auf. Hingegen können für extrinsische Karriereziele, alle anderen neben der Promotionsnote überprüften Leistungsindikatoren und die Größe des sozialen Netzwerks keine signifikanten Effekte auf den beruflichen Verbleib der Promovierten beobachtet werden.